Berichte  

 

"Volontärin", 2015        

 

Berichte von Maisha Mema in Kenia, verfasst von einer Volontärin (Jahr 2015)

Eigentlich hätte ich so viel zu erzählen, nicht nur was ich hier alles erlebe, sondern wie hier auch der Betrieb abläuft. Dinge die mich faszinieren, die anders sind oder Sachen, wo ich viel lernen und profitieren kann.

Wocheneinkauf

Nun bin ich fast schon seit einer Woche, ich darf es fast nicht schreiben, hier zu Hause. Es kommt mir vor, als wäre ich nur einen Monat weg gewesen, denn verändert hat sich hier in Tigoni in Kenia nicht vieles. Die Familie ist zwar um fünf neue Kinder gewachsen (jetzt sind es ca. 35), aber die habe ich so schnell ins Herz geschlossen, dass dies auch keinen Unterschied mehr macht. Auch die Befürchtung, dass besonders die kleinen Kinder, ihren „Jöh-Effekt“ in der Zwischenzeit verloren hätten, hat sich nicht bewahrheitet. Ein Mädchen, die jüngste, treibt noch heute jede Minute ihren Schabernack.

Am Mittwoch waren wir auf grosser Shoppingtour mit der Hausmutter. Nach 5 Stunden herumtummeln auf dem Markt, haben wir ein ganzes „Lastwägeli“ mit Heu, Gemüse, Früchte und Hülsenfrüchte gefüllt. Ein Wocheneinkauf für eine 45-köpfige Familie und vier Kühe. Zu bemerken gilt es, dass das „Lastwägeli“ (und der Driver eigentlich auch) besser auf den Schrottplatz gepasst hätte, als auf die Strasse. Der Driver musste zuerst unter dem Steuerrad die Kabel verbinden, dann erst sprang der Motor des alten Karrens an. Während der Fahrt holte der Driver seinen Krankenschein hervor und wollte wissen, ob der Blutdruck normal sei (170 auf 90). Ich habe nur gedacht, hoffentlich kommen wir noch vor dem ein Dunkeln mit unserem Ballast zu Hause an, denn er glotzte mehr uns an, als die Strasse. Irgendwie kamen wir doch noch heil nach Hause mit 20 km/h und ständig auf der falschen Strassenseite.

Erlebnis mit einem Mädchen

Am Donnerstag haben Mam und ich eine kurze Auszeit genommen und sind zu Fuss zu einem nahegelegenen Café spaziert. Auf dem Heimweg waren wir die Attraktion von zahlreichen Schülern. Eine kleine Mädchengruppe lief ständig neben uns her. Eines davon muss wohl in sehr armen Verhältnisse leben. Der Pullover war kaum mehr als einer zu erkennen, mehr Loch als etwas anderes. Das Mädchen hatte keine Schulschuhe und die Hefte trug es in einem Plastiksack. Dieses Mädchen hat definitiv mein Herz gebrochen. Es passiert mir hoffentlich nie mehr, dass ich keinen Bleistift auf mir trage. So gern hätte ich ihr etwas mitgegeben.

Spitalbesuch

Ich dachte ja, dass mein zweiter Aufenthalt nicht mehr so aufregend sein wird, wie der erste. Weit gefehlt, im Hospital war ich beim letzten Aufenthalt noch nicht. Ein 12-jähriger Junge konnte seit einer Woche kaum mehr gehen. Das ganze Unterfangen im Hospital dauerte 7 Stunden inkl. Reise. Nach ca. 8 Ärzten, HIV-Test, Blutabnahme und Röntgen wurde ihm ein Schmerzmittel verschrieben und aufgrund seines Plattfusses das Tragen von Einlagen empfohlen. Wo erhält man in Kenia Einlagen?? Alles in allem kostete der ganze Spass und die ganze Warterei 50 Franken, was sehr viel Geld hier ist.

An dieser Stelle möchte ich mich für die zahlreichen Sponsoren bedanken. All die mitgebrachten Sachen haben den Weg zu den leuchtenden Kinderaugen und den Angestellten gefunden oder sind auf dem Weg dazu (tomorrow ist Schoggiday). Infos zum Kinderheim findet ihr auf www.maishamema.org.

Das Leben im Clubhouse von Soweto

Am Montag waren wir im Clubhouse im Slum von Soweto in Nairobi. Maisha Mema unterstützt dort 250 Kinder und deren Familien. Durch dieses Programm können die Kinder zur Schule, erhalten mehrmals wöchentlich eine warme Mahlzeit, medizinische Versorgung, Unterhaltungsprogramm und vieles mehr. Das Clubhouse ist eine Oase mitten in der trostlosen, grauen Slumwüste. Nach der Schule können die Kinder ins Clubhouse. Hier am Äquator geht die Sonne schnell unter und um 18.30 Uhr ist es bereits finster. Deshalb ist das Clubhouse für viele Schüler der einzige Ort, um noch mit elektrischem Licht ihre Hausaufgaben fertig zu machen.

Die Morning Children im Clubhouse sind diejenigen Kinder, die neu im Programm sind und welche überfordert wären, wenn sie von einem Tag auf den anderen in die öffentliche Schule geschickt werden würden. Für die Eltern ist es nicht selbstverständlich ihre Kinder regelmässig zur Schule zu schicken. Für die Kinder ist es ebenso nicht selbstverständlich ausserhalb von zu Hause eine Toilette aufzusuchen und nicht auf dem Schulkorridor ihr Geschäft zu verrichten (ist scheinbar alles schon vorgekommen). Für die Morning Children ist der morgendliche Unterricht ein Art Sozialisierungsjahr und eine erste Eingliederung in einen geregelten Alltag. Mit den Kids haben wir gebastelt und Ketten aus Holzperlen aufgezogen. Ganz stolz haben sie ihre bunten Ketten im Slum präsentiert. Die Perlen brachten viel Farbe in den Slum (es ist wirklich eine graue und triste Welt!).

Am Nachmittag haben wir unter anderem das fast fertige Clubhouse No 2 besichtigt, welches bald eröffnet wird. Es wird dort neben der eigenen Küche, den modernsten Toilettenanlagen im ganzen Slum und diversen Schulzimmern, eine Bibliothek geben. Einerseits dient die Bibliothek die (noch) nicht existierende Lesekultur zu fördern, aber auch die Bildung zum Beispiel an die Mütter der HIV-Selbsthilfe-Gruppe ein Stückchen näher zu bringen. Falls ihr auch ein zwei Bücher mit einem finanziellen „Zustupf“ sponsern möchtet, findet ihr alle Informationen auf der Website www.maishamema.org. 

Am Abend war ich müde, schmutzig und klebrig aber überglücklich nach Hause gekommen. Mir ist es sehr wohl bewusst, dass ich Afrika nicht retten kann. Aber ich habe an diesem Tag einiges Lächeln auf die Gesichter der Kinder gezaubert. Freude hilft, für einige Minuten die unvorstellbar grossen Probleme und Sorgen zu vergessen. 

Ein Erlebnis im Clubhouse

Bis jetzt habe ich immer nur Positives erzählt. Der letzte Donnerstag hingegen, möchte ich nicht wieder durchmachen. Im Clubhouse, im Soweto Slum fand unter den Mitarbeiter ein Meeting statt. Mam und ich bekamen den Auftrag, die 30 Morning Children eine Stunde zu beschäftigen. Nach dem letzten Mal sollte das nicht so eine Sache sein, vor allem, weil es ja nur eine Stunde dauern wird. Weit gefehlt. Wir teilten die „Tschuppele“ Kinder in zwei Gruppen auf, die einen haben gebastelt und gemalt und die anderen haben Spiele gespielt. Vom Zimmer nebenan hörte ich nach einer halben Stunde einen riesen Radau. Auch meine Kinder wurden unruhig. Umdisponieren half irgendwie nicht mehr. Am Schluss artete es in ein riesen Chaos aus. Kinder liefen aus dem Zimmer oder "schnagten" wie Babys auf dem Boden herum. Andere begannen die Filzstifte zu kauen und Gummitiere zu klauen. Hinter meinem Rücken wurde "gschleglet" und als ich den Streit schlichtete, war in einer anderen Ecke bereits ein anderes Kind am Weinen. Nicht einmal ein einfaches Spiel konnten wir erklären, so laut war es (Tinitus lässt grüssen). Das Problem war, dass die Kids kaum Englisch verstanden, ausserdem kommen sie aus einem Umfeld, wo Gewalt und Aggressivität an der Tagesordnung ist. Erwähnt werden sollte auch, dass das ganze Tohuwabohu fünf Stunden dauerte. Irgendwann mal machte ich eine Pause und liess es einfach über mich Geschehen. Wenn ich noch das Klassenzimmer hätte aufräumen müssen, mich hätten sie ebenfalls auf dem Müllhaufen deponieren können. 

Der Besuch von Präsident Obama in Nairobi

Heute fuhren wir mit dem Maisha-Mema-Bus und den 35 Kindern etwas früher los, damit wir rechtzeitig in Nairobi um 8 Uhr in der Church ankamen. Die Stadt war nicht wieder zu erkennen (sauber, Strassenbemalung, ruhig, wenig Verkehr etc.). Denn Mr. Obama war in Town. Nach der Church hat sich ein College-Girl von Maisha Mema bereit erklärt, uns Nairobi schmackhaft zu machen. Leider war die Stadtführung mehr ein Flop, denn so ausgestorben war die Stadt noch nie. Kein „Knochen“ war auf den Strassen zu sehen, nur unzählige herumhangende Sicherheitskräfte mit Sturmgewehren und einige Helikopter und Kampfjets über unseren Köpfen. Vermutlich mied jeder das Stadtzentrum, aus Furcht vor Terroranschlägen. Weil alle Läden und Restaurants geschlossen waren und der Zugang zum Tower (ja, Nairobi ist im Fall moderner als Bern und Zürich) für uns Touristen auch verwehrt wurde, schlenderten wir quer durch die Stadt zum Matatu Bahnhof. Matatus sind die nicht mehr ganz strassentauglichen, öffentlichen Kleinbusse mit ca. 13 Sitzen und Platz für 22 (mindestens, be creative!). Dort stiegen wir in ein leeres Matatu, dann mussten wir warten, bis sich mindestens 15 andere Leute zu uns gesellten. Die Warterei hatte nach 45 Minuten ein Ende und 90 Minuten später waren wir zu Hause in Tigioni.   Laleni Salama - Schlaft gut! 

Das Leben in Tigoni

Am Samstag war Full House. Eine Gruppe Unistudenten haben uns besucht. Die Studenten trugen Säcke um Säcke aus zwei Bussen. Hier in Kenia ist es üblich, dass der Besucher als Gastgeschenk Lebensmittel bringt, wie Ugali, Mehl und Zucker. Aber sie brachten auch viele Spielsachen und Süssigkeiten. Die Studis haben rund um das Haus und in der Küche tatkräftig angepackt. In nur einer Stunde haben wir fast für hundert Leute gekocht und gebacken (Kenianer können auch speditiv sein, wenn sie wollen, aber grundsätzlich gilt schon easy-going). Die Studenten hielten Reden und ermutigten die Kinder. Als es um Visionen und Träume ging, hat ein Junge sofort die Hand hochgehalten und erklärt, dass er gerne Präsident von Kenia werden möchte. Und ich sage euch etwas, ich kenne keinen so weisen Jungen in diesem Alter. Nicht wegen seinem aussergewöhnlichen Berufswunsch, nein, er ist einer der kleinsten, steht oft am Samstagabend beim Fellowship vor die ganze Familie und erzählt eine moralische Geschichte, keiner betet in der Kirche vor mehreren hundert Leuten so inbrünstig wie er. Am liebsten würde ich ihn mit nach Hause nehmen, denn von diesem kleinen Jungen könnten wir so viel lernen.

Am Dienstag begleitete ich die kleinsten Kinder um 7 Uhr zur Schule. Der Schulweg ist zwar nur einen Kilometer, aber nicht ganz ungefährlich. Dreimal rasten Autos in vollem "Garacho" mit kaum einen Meter Abstand an den Kindern und mir vorbei. Wir konnten jeweils nur noch einen „Gump“ nehmen, obwohl wir schon abseits der Strasse liefen. In der Schule haben sich alle 1200 Kinder stramm in Reihen aufgestellt, es wurde aus der Bibel vorgelesen, gebetet und dann die Nationalhymne gesungen. Mit einer norwegischen Familie habe ich mit einer Klasse von nur 45 Kindern Stadt, Land, Fluss gespielt. Nach einer langen Pause konnten die wissensgierigen Schüler uns über die Schweiz und Norwegen ausquetschen. Von Fragen über die Schuluniform, zum gefährlichsten Tier in der Schweiz oder über die Schokoladenfabriken wollten die Sprösslinge alles wissen. Der Morgen ging wie im Flug vorbei und wir hatten Unmengen Spass.

Pole (entschuldigung) noch für die Verspätung, aber vor lauter Programm und Arbeiten komme ich fast nicht zum Schreiben. Auch brauche ich hier ungeheuerlich viel Schlaf, vielleicht ist es die Kälte. Ich schlafe mittlerweile mit zwei paar „Pischihosen“ und „Chappe“. Mehr zum ganzen Kleider- und Waschprozedere und über die herrlichen Gerichte aus Mais, Bohnen und Ugali ein andermal.

Besuch auf dem Land

Am Sonntag fuhr ich zur Familie der Hausmutter aufs Land nach Nyeri (ca. 5 h). Die Hausmutter kam nicht mit, dafür waren wir sonst eine „Tschuppele“ inkl. eines Babys und ein Junge. Neben den zwei Matatufahrten, quetschten wir uns auch zweimal alle 9 in ein PW, die Koffer auf dem Dach. Das Landstück der Familie ist Mitten in der „Pampa“ draussen und die vier Hütten erinnern mich an den Ballenberg (nur der Strom, der TV, die Stereoanlage und Spaghetti zum „Zmittag“ waren Hinweise aufs jetzige Jahrhundert). Das Hühnerhaus, welches mein Grossvater für uns Grosskinder zum Spielen gebaut hat, macht einen solideren Eindruck, als diese vier Hütten. Uns begrüsste der Nebel, Kälte und Matsch. Und ich als „Obertschauppi“ war innert kürzester Zeit voller Dreck. Und als die Nichte der Hausmutter auch noch verkündete, dass wir nicht nur eine Nacht bleiben, sondern gleich zwei vielleicht auch drei, musste ich kreativ mit den Kleidern umgehen. Das Bett musste ich mit niemand teilen, obwohl ich noch gewarnt wurde. Die zwei Nächte waren kalt, aber mit 5 Wolldecken schützte ich mich vor dem Wind, der durch die Ritzen der Holzbalken über meine Nase pfiff. Am nächsten Tag schien zum Glück die Sonne (nach einer Woche!) und der matschige Boden trocknete endlich auch, nicht so am dritten Tag, hello Matsch again. Die drei Tage waren erholsam, obwohl das Leben auf dem Land umständlicher ist (ausser das "Plumbsklo", das muss man anscheinend nicht reinigen).

Das Essen in Afrika

Gekocht und gebacken wird grundsätzlich auf dem Feuer. Das eine schmeckt mir besser, das eine gar nicht. Es gibt kaum einen Tag, an dem es nicht Bohnen, Mais und Erbsli gibt, und wenn keine Bohnen gekocht werden, dann gibt es der „Maisgetreidechleister“ namens Ugali mit Chabis und Spinat, eine hervorragende Kombination, um bei mir regelmässig einen Brechreiz hervorzurufen. Reis könnte ich jeden Tag essen, auch, wenn er meistens fad ist, ist es eine sichere Variante und so ist der Reis auch mit Bohnen völlig ok. Chapati (Fladenbrot), Guaccamole, Samosas und Chai liebe ich und jeden Freitag gibt es das köstlichste aller Gerichte, nämlich Pilaw (Pilaw oder auch Palau ist ein ursprünglich orientalisches Reisgericht. Es wird traditionell aus langkörnigem Reis, Zwiebeln, Brühe sowie eventuell Fleisch, Fisch oder Gemüse zubereitet). Auch das Früchtespektrum bringt mich regelmässig ins Schwärmen. Dafür streike ich beim Zmorge, wenn es Porridge oder Süsskartoffeln gibt. Die kenianische Küche hat viele indische Einflüsse, das kommt von der Kolonialzeit her und vom Handelspartner Indien. Ich freue mich riesig auf Lasagne, Käse, (frisches) Brot und Salat (vielleicht auch wieder ein Steak) in der Schweiz.

Ps. Ich glaube ich habe den dankbarsten Job der Welt!

  

Carina Löffel, 2013        

 

Ein halbes Jahr in Maisha Mema (Juni 2013 – Dezember 2013)

Carina Löffel war 6 Monate bei uns in Kenia.  Lest in ihrem Blog über ihre Eindrücke - http://carinakenia.jimdo.com

 

Raphaela Wenger, 2011        

 

Ein halbes Jahr in Maisha Mema (August 2010 – Februar 2011)

Aufgeweckte Kinder, liebevolle Hausmütter, eine Metzgerei (Holzhütte) direkt vor dem Tor, ein Wächter mit seinem Holzstock und das Loch in der Wand (kleiner Shop für alles) waren im letzten halben Jahr meine tägliche Umgebung.

Als ich im August nach Kenia kam, war alles neu für mich. An die Dusche mit einem Plastikeimer und Becher musste ich mich zuerst einmal gewöhnen. Das kenianische Essen (Ugali, Bohnen, Chapati, zähes Fleisch…) schmeckte mir damals noch ziemlich gut und dass Wetter war erstaunlich frisch. Schmutz, Armut, Verkehr,… waren beeindruckend und erschütternd zugleich.

Von Tag zu Tag lernte ich Kenia besser kennen und lieben.  Mein Englisch wurde besser und Afrikanischer :-) und ich lernte sogar einige Worte Kiswahili. Die Zeit mit den Kinder, war für mich sehr wertvoll. Ich war erstaunt, wie glücklich und zufrieden diese Kinder trotz ihrer erschütternden Lebensgeschichten waren.

Es war schön zu sehen, wie normal die Kinder sind. Auch in Kenia waschen die Kinder nicht gerne ab und spielen ab und zu Streiche.

Der kenianische Alltag ist sehr vom Glauben geprägt. Überall kann man Bibelverse und Ermutigungen sehen. In der Schule gibt es ein Schulfach wo die Kinder schon von klein an vieles über die Bibel lernen. In der Kirche feiern sie Gottesdienst mit grosser Freude und Leidenschaft. Als ich mit einigen Leuten über den Glauben in der Schweiz redete, waren sie erschüttert und machten eine für mich sehr eindrückliche Aussage: Die Europäer haben den Glauben nach Afrika gebracht und ihn dort gelassen!

Die Menschen in Kenia sind sehr gastfreundlich. Mit der Einstellung einer mehr oder weniger macht auch keinen Unterschied, da ist immer ein Teller für einen Gast übrig. Auch wenn der Verkehr in Kenia überhaupt nicht stressfrei ist, leben die Menschen sehr gemütlich. Sie nehmen sich Zeit für das Umfeld und die Familie.

Die Leute sind sehr freundlich und helfen einander gerne. Beim Kleider waschen von Hand, war ich mehrere Male sehr dankbar um die Hilfsbereitschaft, da ich gegen Flecken in den Kleidern einfach chancenlos war.

In den 6 Monaten in Kenia habe ich viel gelernt. Ich habe verstanden, dass ich nicht immer 1 Monat im voraus planen muss und mir Zeit für andere Menschen aber auch für mich nehmen kann. Ich lernte, dass viele Menschen auch glücklich sind, wenn sie nicht so viel haben wie wir in der Schweiz. Ich durfte eine unglaubliche Gastfreundschaft erleben und durfte mich als ein Teil der Maisha Mema Familie fühlen.

Meine Zeit in Kenia, ging mit Renovieren, Unterrichten, Briefe markieren, Spielen, Kochen, Sonne geniessen und  vielen neuen Eindrücken viel zu schnell vorbei. Ich bedanke mich bei allen sehr herzlich für die wunderbare Zeit.

 

 

Bettina Jorns, November 2009        

Bezug zur Sozialen Arbeit

Maisha Mema ist Kisuaheli und bedeutet: Ein besseres Leben. So nennt sich das Hilfswerk des Ehe-paars Marianne Haldimann Mydland, Schweizerin, und Jonny Mydland, Norweger, in einem von vielen Slums in Nairobi, der Hauptstadt Kenias. Von Anfangs August bis Ende Oktober 2009 durfte ich beim „Maisha Mema Child Sponsorship Program" als Praktikantin drei Monate verbringen.

Ich hatte mich entschieden, das Vorpraktikum für die Aufnahme an der Fachhochschule für Soziale Arbeit in Afrika zu absolvieren, da ich mich einerseits sehr für Entwicklungsarbeit interessiere und ich andererseits durch meine bisherige Berufstätigkeit bereits einen guten Einblick in die Soziale Arbeit in der Schweiz erhalten habe.

Die Arbeitslosenquote Kenias liegt bei rund 30%. Dementsprechend viele Einwohner leben unter der Armutsgrenze. Durch den Umzug vom Land in grössere Städte Kenias erhoffen sich viele eine Arbeits-stelle. Meistens finden diese Neuzuzüger in den Städten keine Arbeit oder nur einen kleinen Neben-verdienst, bei dem sie unter unzumutbaren Arbeitsbedingungen kaum genug verdienen, um für den Lebensunterhalt aufkommen zu können. So kommt es, dass die Slums rund um Nairobi rasant anwach-sen. Gemäss Amnesty International leben zurzeit etwa 2 Millionen Menschen in den Slums von Nai-robi. Die Bevölkerung Kenias ist seit dem Jahr 2000 um 10 Millionen auf rund 40 Millionen Einwohner gewachsen und zählt somit weltweit zu den Ländern mit dem grössten Bevölkerungswachstum.

Die Einwohner Kenias sind mit 50%, welche unter 18-jährig sind, ein sehr junges Volk. Grund dafür sind unter anderem der schnelle Bevölkerungswachstum und besonders HIV/AIDS, Malaria, Krebs und wei-tere Krankheiten, welche durch Geld für Prävention oder medizinische Versorgung verhindert oder behandelt werden könnten. Durch die grosse Armut und die mangelhafte Infrastruktur in den Slums sind viele Eltern nicht in der Lage, für genügend Nahrung, Medizin und Schulbildung ihrer Kinder auf-zukommen. Obwohl gemäss der kenianischen Verfassung die 8-jährige Grundschule obligatorisch und für alle Kinder zugänglich ist, können sich Viele simple Dinge, wie Schreibzeug und Schuluniformen nicht leisten. Kinder, welche nicht zur Schule gehen, müssen meist ihren Eltern bei schwerer Arbeit helfen oder treiben sich ohne sinnvolle Beschäftigung auf den Strassen herum und werden nicht selten drogensüchtig oder kriminell.

Das Hilfswerk Maisha Mema hat in Soweto, einem der kleineren Slums Nairobis, ein Klubhaus errich-tet. Dort werden vormittags sechzehn Slumkinder, welche sich im Alter von 6- bis 7-jährig befinden, in vier verschiedenen Klassen auf die Einschulung vorbeireitet. Den Kindern wird das Lesen und Schreiben (Voraussetzung für den Schuleintritt) beigebracht. Nachmittags schliessen sich die Erst- bis Drittklässler den Morgenklassen an und erledigen Hausaufgaben oder beteiligen sich am Unterricht. Am späteren Nachmittag, wenn die kleineren Kinder nach Hause gehen, kommen die Schüler der 4. bis 8. Klasse ins Klubhaus, um Schularbeiten zu machen und zu lernen. Jugendliche, welche die Grundschule beendet haben, besuchen die „Secondary School", zu vergleichen mit dem Gymnasium, und das „College", eine Art Hochschule. Die Meisten absolvieren diese Ausbildungen an sogenannten „Boarding Schools", wo die Schüler wohnen und nur während den Schulferien nach Hause fahren.

Einige Kinder, welche halb oder ganz verwaist sind oder in besonders armen und kriminellen Verhält-nissen lebten, wurden von Jonny und Marianne Haldimann Mydland in ihr Kinderheim aufgenommen. Das Heim, welches ein Teil des Hilfswerkes ist, wird von den beiden mit Unterstützung von zwei kenia-2 Bezug zur Sozialen Arbeit

nischen Hausmüttern sehr familiär geführt. Maisha Mema möchte, dass die momentan 26 Kinder und Jugendliche (Anzahl ändert sich laufend), welche sich im Alter zwischen 5 und 22 Jahren befinden, wichtige Werte, wie Sicherheit, Fürsorge und Erziehung kennen lernen. Den meisten waren Geborgen-heit, Aufmerksamkeit, regelmässige Mahlzeiten, eigene Kleidung und das familiäre Zusammenleben fremd.

Maisha Mema sorgt dafür, dass die insgesamt rund 170 Kinder und Jugendliche des Klubhauses und die 26 Kinder und Jugendliche aus dem Heim regelmässig zur Schule gehen, bezahlt sämtliche Kosten für Schulbücher, Uniformen, etc. und kommt für Gesundheitskosten und die Verpflegung der Kinder auf. Das Ziel der Organisation ist es, den Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen und sie durch sinnvolle Beschäftigungen von Gefahren, wie Kriminalität, Drogensucht und Prostitution fern zu halten.

Für Marianne und Jonny Haldimann Mydland, die Sozialarbeiterin und die Lehrkräfte ist der Kontakt zu den Eltern der unterstützten Kinder sehr wichtig. Aus diesem Grund findet etwa alle drei Wochen ein sogenanntes „Parentsmeeting" statt, wo aktuelle Themen, welche die Kinder betreffen, aber auch Probleme Erwachsener, wie HIV/AIDS angesprochen werden.

Die Vorgabe für mein 3-monatiges Praktikum bei Maisha Mema war, tagsüber im Klubhaus, welches sich mitten im Soweto-Slum befindet, als Mitarbeiterin die Lehrkräfte in ihrer Arbeit zu unterstützen. Zudem durfte ich Florence Kibicho, die Sozialarbeiterin des Hilfswerks, auf einigen Hausbesuchen bei Eltern der unterstützten Kinder begleiten.

Abends beteiligte ich mich dann am Familienleben im Kinderheim, welches sich in Doonholm, einem Stadtteil der sehr kleinen Mittelklasse Nairobis, befindet und wo auch Jonny und Marianne Haldimann Mydland wohnen. Dort verbrachte ich viel Zeit beim Geschichten erzählen, Basteln, Spielen, Singen, Tanzen und half den Jüngeren beim Erledigen von Hausaufgaben.

Zu Beginn meiner Tätigkeit im Klubhaus wurde ich als Assistentin in den verschiedenen Klassen einge-setzt. So konnte ich beobachten, in welcher Form die Kinder auf die Einschulung vorbereitet wurden und die einheimischen Lehrkräfte den Unterricht gestalten. Die kenianische Unterrichtsform unter-scheidet sich etwas von derjenigen in den meisten europäischen Staaten. Beispielsweise verfügt nur der Lehrer über Schulbücher in verschiedenen Fächern. So bleibt der Lehrkraft nichts anderes übrig als sämtliche Aufgaben und Übungen an die Wandtafel zu schreiben und zu zeichnen. Dies war anfänglich sehr gewöhnungsbedürftig. Auch anders – und das nicht nur in der Schule – war das einhalten von Zeiten. Sehr oft verzögerte sich der Unterrichtsbeginn um einige Minuten. Doch auch daran gewöhnte ich mich nach einiger Zeit und berechnete die Verspätung anderer bereits in die Unterrichtsplanung mit ein.

Nach kurzer Zeit konnte ich einzelne Lektionen alleine leiten. Später durfte ich gemeinsam mit einem einheimischen Praktikanten eine eigene Klasse mit vier Mädchen übernehmen. Ich unterrichtete sie und auch die Klassen am Nachmittag in den Fächern Englisch, Mathematik, Naturwissenschaften, Zeichnen/Gestalten und „Social Studies", bei dem den Kindern Verhaltensweisen an Orten, wie in der Familie, der Schule oder auf dem Schulweg, beigebracht werden.

Anfangs war die Kommunikation mit den jüngsten Schülern, welche noch kaum Englisch sprachen und sich zu Hause in Kisuaheli oder in einer der 52 Stammessprachen unterhielten, etwas schwer. Doch die kleinen Kenianerinnen und Kenianer eigneten sich sehr schnell neue Wörter in Englisch an und brach-ten mir einige Ausdrücke in Kisuaheli bei, dass wir uns rasch besser verständigen konnten. 3 Bezug zur Sozialen Arbeit

Ich bemühte mich, den Schulunterricht durch diverse (meist selber erfundene) Spiele und Bastelak-tivitäten aufzulockern. Die Kinder mochten das Lernen auf spielerische Art oder in Form von Kreativität sehr und beteiligten sich mit grossem Einsatz am Unterricht. Ebenfalls zu begeistern waren die Kinder mit Musik und rhythmischen Übungen. Nur zu gerne bewegten sich die kleinen und gelenkigen Körper im Takt. In der letzten Lektion von 16.00 bis 17.00 Uhr brachte ich den Kindern oft aus der neuen Bib-liothek des Klubhauses altersgerechte Bücher, von denen sie sich eines aussuchen und lesen durften. Manchmal verbrachten wir diese letzte Lektion auch mit Spielen auf dem Pausenplatz. Am meisten mochten die Kinder Hüpf- und Fangenspiele.

Nach einem Monat bat mich ein Lehrer, zwei Nachmittage die Woche seine beiden Schüler zu unter-richten. Die 10-jährigen Jungen, George und Martin, leiden unter einer Lernschwäche und wurden von der öffentlichen Schule aufgrund negativ auffallendem Verhalten verwiesen. Sehr gerne übernahm ich diese Aufgabe. Anfangs waren die beiden sehr unkonzentriert, beteiligten sich nicht am Unterricht und verliessen ohne Erlaubnis das Klassenzimmer. Ich versuchte den George und Martin durch Geduld-spiele, ruhiges Verhalten und Sorgfalt beizubringen, liess ihnen aber bei Tätigkeiten, wie Malen freien Lauf. Auf spielerische Weise brachte ich den beiden, Dinge, wie Farben, Körperteile, geometrische Formen, etc. Durch die abwechslungsreiche Gestaltung des Unterrichts erreichte ich aber die Aufmerk-samkeit der Jungen und mit der Zeit entwickelte sich Vertrauen und Freundschaft zwischen uns.

Mit der Sozialarbeiterin des Kinderhilfswerks besuchte ich einige Zuhause unserer Schüler. Die Besuche waren meist von sehr kurzer Dauer, ermöglichten mir aber zu sehen, wie unvorstellbar eng in einem Slum gewohnt wird. Zudem hatte ich die Möglichkeit, mich mit Müttern (ein Vater war leider nie anzu-treffen) über ihre Situation zu unterhalten. Die meisten waren alleinerziehend und hatten keine Arbeit. Die Begegnung mit diesen Frauen, welche zwar meist etwas schüchtern, jedoch immer sehr freundlich waren, genoss ich sehr.

Zu Beginn des Praktikums als Assistentin/Lehrkraft im Klubhaus war ich abends unglaublich müde und erschöpft von all den neuen Eindrücken. Zudem beschäftigten mich die teils enorm traurigen Geschich-ten der Kinder in der Schule, aber auch derer im Kinderheim. Viele haben bereits einen Elternteil verlo-ren und erlebten teils gar den Tod der Mutter / des Vaters mit oder haben ihren Vater nie gekannt. Ebenso viele haben HIV-infizierte oder Aids-kranke Eltern, lebten eine Zeit lang auf der Strasse oder wurden Opfer sexuellen Missbrauchs oder anderer Gewalttaten. Solche Erlebnisse und Geschichten stimmten mich anfänglich sehr traurig, gaben mir aber später die Motivation, mich für eine gute Schulbildung und abwechslungsreiche Schultage der Kinder einzusetzen. Ich realisierte, dass gerade für diese Kinder das Streben nach einer guten Ausbildung sehr wichtig ist, um sich eine bessere Zukunft ermöglichen zu können. Mir wurde immer mehr bewusst, dass Bemitleidung Betroffenen nicht hilft, Motivation und Mithilfe hingegen zum Ziel führen.

Durch meine Zeit in Nairobi und der Begegnung mit den verschiedensten Menschen, wurde ich mir bewusst, wie unwichtig Materielles sein kann, wenn Faktoren, wie Gesundheit, Sicherheit und Bildung nicht gewährleistet sind. Die Organisation Maisha Mema konzentriert sich bei ihrer Arbeit besonders auf die Hilfe zur Ausbildung von Kindern, stillt aber nebenbei – soweit als möglich – auch die Bedürf-nisse nach Gesundheit und Sicherheit. Bevor ein Kind in das Programm im Klubhaus oder Kinderheim aufgenommen wird, klären die Sozialarbeiterin und Marianne Haldimann die genaue Familiensituation und den Gesundheitszustand des Kindes ab. Aufgenommen werden nur Kinder, welche tatsächlich aus hilfebedürftigen Verhältnissen kommen. 4 Bezug zur Sozialen Arbeit

Das Hilfswerk hat sich seit seiner Gründung vor rund 10 Jahren einen sehr guten Ruf verschafft und ist weit über das Soweto-Slum hinaus bekannt. In Soweto selber wäre Maisha Mema nicht mehr wegzu-denken. Viele Slumbewohner erhoffen sich für ihre Kinder eine bessere Zukunft und die Nachfrage an Plätzen im Ausbildungsprogramm ist so gross, dass aufgrund Platzmangels Anfragen abgewiesen wer-den müssen. Maisha Mema, dass sich ausschliesslich durch Kinderpatenschaften und Spenden finan-ziert, ist daran das Hilfswerk zu erweitern, damit künftig noch mehr Kinder und Jugendliche eine Aus-bildung geniessen dürfen.

Aus meiner Sicht erfüllt Maisha Mema eine der wichtigsten Aufgaben in einem Entwicklungsland: Das Angebot von Schulbildung. Die Organisation geht bei ihrer Tätigkeit sehr nachhaltig vor, da die Kinder und Jugendlichen nicht nur zur Schule geschickt werden, sondern gesundheitlich und psychisch durch die Sozialarbeiterin, die Lehrkräfte und externe Fachpersonen, wie Ärzte, betreut werden.

Die sechs Lehrkräfte und die Sozialarbeiterin sind sehr kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sind für die Schüler wichtige Bezugspersonen, da diese zu Hause oftmals nicht genügend Aufmerk-samkeit erhalten. Gut aufgebaut ist auch die Abklärungsarbeit bevor ein Kind überhaupt in das Ausbil-dungsprogramm aufgenommen wird. So kann sich das Kinderhilfswerk grösstenteils vor Betrug und Missbrauch schützen und die Unterstützung denjenigen gewährleisten, welche diese auch benötigen.

Durch das Praktikum bei Meisha Mema habe ich sehr viel Wertvolles für meine künftige Berufstätig-keit, aber auch mein Leben gelernt. Im Klubhaus war ich bis zur Ankunft zwei weiterer Praktikantinnen während zwei Monaten die einzige Ausländerin und somit auch die einzige Weisse. Zum ersten mal lernte ich das Gefühl kennen, sich von allen um sich herum deutlich zu unterscheiden und ständig be-trachtet zu werden. Durch dieses Erlebnis kann ich nun sehr gut nachvollziehen, wie sich Menschen anderer Kulturen in meiner Heimat fühlen. Von grosser Wichtigkeit ist, dem Gegenüber unabhängig von seinem Aussehen und seiner Herkunft mit Respekt zu begegnen und die Meinung des anderen ernst zu nehmen. Das Zeigen von Verständnis und Kompromissbereitschaft erleichtern die Zusammen-arbeit mit anderen ungemein.

Ich habe erfahren, wie man durch Geduld und Innovation Kinder für unglaublich vieles begeistern kann. Wichtig dabei ist, ihnen genügend Zeit zu lassen und ihnen Vertrauen zu zeigen. Kinder brauchen sehr viel Aufmerksamkeit und Zuneigung. Viele von ihnen reagieren negativ auf Unterdrucksetzung oder Überforderung und sind sehr sensibel.

Die wichtigste Erkenntnis aus meiner Praktikumszeit ist, dass ich niemals in der Lage sein werde, allen Menschen in einer schweren Lebenssituation helfen zu können. Ich bin mir bewusst geworden, dass ich immer wieder Menschen begegnen werde, denen ich keine Hilfe anbieten kann. Solange ich aber dort helfe, wo ich die Möglichkeit dazu habe, kann ich einzelnen Menschen zu einer Verbesserung beitragen und ich bin der Meinung, dass jedes Menschenleben dies wert ist.

Die Kinder, Lehrkräfte, Praktikanten, Leiter und übrige Mitarbeiter von Maisha Mema habe ich sehr in mein Herz geschlossen und es haben sich wunderbare Freundschaften ergeben, welche ich auf jeden Fall pflegen werde.

Informationen zum Kinderhilfswerk unter www.maishamema.org

 

 

Mathias Tödtli, ende 2001        

 
Matthias Tödtli verbrachte Ende 2001, zwei Monate bei uns. Er lässt uns an seinen Eindrücken teilhaben.

Polo Hofer hat einen Song ("Hopp Schwiiz"), wo einige Textpassagen lauten: "Im Land vo Chäs u Brot u Anke, söu kene säge, es pass ihm nid. Lue doch nume all die Banke, die giits ou nid wäge nüt. Hie isches suber hie tuet me schaffe..."

Seit einer Woche bin ich nun schon hier in Nairobi (Kenia) bei Marianne und Jonny. Und was der Herr Hofer so über die gute alte Schweiz singt, stimmt. Das ist mir hier wieder mal so richtig bewusst geworden. Gerne lasse ich Euch teilhaben an meinen ersten Eindrücken während meinen ersten Tagen hier.

Am Flughafen von Nairobi werde ich von Marianne und Jonny und ihrem Taxifahrer abgeholt. Das Taxi (Windschutzscheibe kaputt, verbeult) bringt uns auf asphaltierten und weniger asphaltierten (ist eher die Mehrzahl) Strassen weg von der City ins Quartier "Doonholm". Unterwegs steigt der Fahrer aus, um das rechte Vorderrad wieder ein wenig anzuschrauben. Besser jetzt als bevor etwas passiert, oder? Wir kommen gut am Zielort an, dem Zuhause von Marianne und Jonny und ihrer Grossfamilie, und werden vom Nachtwächter (bewaffnet mit Pfeil und Bogen) begrüsst. Ich kann mein Zimmer beziehen und schlafe erst mal aus. Die ersten 2 Tage verbringe ich mit Akklimatisieren, Kennenlernen der 24 Kinder (es sehen nicht alle gleich aus!), die hier leben und meiner ersten Fahrt mit einem "matatu". Das ist ein Vielpersonentaxi, wo jemand, der Platzangst hat, es schwer hat. Hier dauert alles ein wenig länger als normal, als Beispiel sei die tägliche Dusche (ein Kübel kaltes Wasser) erwähnt. Hast Du diese Erfahrung auch schon gemacht? Eine Hand hält die abgeschnittene Pet-Flasche als Wasserschöpfgerät, mit der anderen Hand ist Einseifen angesagt. Liebe Freunde in der CH, freuet Euch an Eurer täglichen Dusche!

Am Dienstag bin ich schliesslich in die Soweto-Slums mitgegangen. Dort betreibt MASEMI ein Clubhaus (besser gesagt Hütte), eine Art Begegnungszentrum, wo die Kinder spielen, singen, auf den Schulunterricht vorbereitet werden usw. Denn nur wer Geld hat, kann seinen Kindern eine Schulbildung ermöglichen. Plötzlich war ich der Lehrer in Mathematik und Englisch. Tja, so schnell kann ein Karrieresprung (oder aber -Rückschritt...?) gehen. Da im Moment die Regenzeit ist, regnet es logischerweise recht häufig. Und das heisst dann, durch Abfall, Schlamm und Abwasser zu waten (die Schuhe und Hosen sehen nachher auch dementsprechend aus). Diese ärmlichen Wohnverhältnisse haben mich beeindruckt. Und vor allem, die Kinder schenken mir trotz ihrer misslichen Lage ein Lachen. Sie sind dankbar, dass sie etwas lernen können. Sie berühren immer wieder meine weissen Unterarme. Sie sind lernwillig. Sie sind aber auch sehr lebendig und singen gerne. Und es hätte noch viel mehr Kinder, die erreicht werden könnten- vielleicht mit Deiner Unterstützung?

Liebe Grüsse aus Kenia

Matthias Tödtli

 

 

Back to the page "Auf Deutsch"  

Top of Page