Berichte von Maisha Mema in Kenia, verfasst von einer
Volontärin (Jahr 2015)
Eigentlich hätte
ich so viel zu erzählen, nicht nur was ich hier alles
erlebe, sondern wie hier auch der Betrieb abläuft. Dinge
die mich faszinieren, die anders sind oder Sachen, wo
ich viel lernen und profitieren kann.
Wocheneinkauf
Nun bin ich fast
schon seit einer Woche, ich darf es fast nicht
schreiben, hier zu Hause. Es kommt mir vor, als wäre ich
nur einen Monat weg gewesen, denn verändert hat sich
hier in Tigoni in Kenia nicht vieles. Die Familie ist
zwar um fünf neue Kinder gewachsen (jetzt sind es ca.
35), aber die habe ich so schnell ins Herz geschlossen,
dass dies auch keinen Unterschied mehr macht. Auch die
Befürchtung, dass besonders die kleinen Kinder, ihren
„Jöh-Effekt“ in der Zwischenzeit verloren hätten, hat
sich nicht bewahrheitet. Ein Mädchen, die jüngste,
treibt noch heute jede Minute ihren Schabernack.
Am Mittwoch
waren wir auf grosser Shoppingtour mit der Hausmutter.
Nach 5 Stunden herumtummeln auf dem Markt, haben wir ein
ganzes „Lastwägeli“ mit Heu, Gemüse, Früchte und
Hülsenfrüchte gefüllt. Ein Wocheneinkauf für eine
45-köpfige Familie und vier Kühe. Zu bemerken gilt es,
dass das „Lastwägeli“ (und der Driver eigentlich auch)
besser auf den Schrottplatz gepasst hätte, als auf die
Strasse. Der Driver musste zuerst unter dem Steuerrad
die Kabel verbinden, dann erst sprang der Motor des
alten Karrens an. Während der Fahrt holte der Driver
seinen Krankenschein hervor und wollte wissen, ob der
Blutdruck normal sei (170 auf 90). Ich habe nur gedacht,
hoffentlich kommen wir noch vor dem ein Dunkeln mit
unserem Ballast zu Hause an, denn er glotzte mehr uns
an, als die Strasse. Irgendwie kamen wir doch noch heil
nach Hause mit 20 km/h und ständig auf der falschen
Strassenseite.
Erlebnis mit
einem Mädchen
Am Donnerstag
haben Mam und ich eine kurze Auszeit genommen und sind
zu Fuss zu einem nahegelegenen Café spaziert. Auf dem
Heimweg waren wir die Attraktion von zahlreichen
Schülern. Eine kleine Mädchengruppe lief ständig neben
uns her. Eines davon muss wohl in sehr armen
Verhältnisse leben. Der Pullover war kaum mehr als einer
zu erkennen, mehr Loch als etwas anderes. Das Mädchen
hatte keine Schulschuhe und die Hefte trug es in einem
Plastiksack. Dieses Mädchen hat definitiv mein Herz
gebrochen. Es passiert mir hoffentlich nie mehr, dass
ich keinen Bleistift auf mir trage. So gern hätte ich
ihr etwas mitgegeben.
Spitalbesuch
Ich dachte ja,
dass mein zweiter Aufenthalt nicht mehr so aufregend
sein wird, wie der erste. Weit gefehlt, im Hospital war
ich beim letzten Aufenthalt noch nicht. Ein 12-jähriger
Junge konnte seit einer Woche kaum mehr gehen. Das ganze
Unterfangen im Hospital dauerte 7 Stunden inkl. Reise.
Nach ca. 8 Ärzten, HIV-Test, Blutabnahme und Röntgen
wurde ihm ein Schmerzmittel verschrieben und aufgrund
seines Plattfusses das Tragen von Einlagen empfohlen. Wo
erhält man in Kenia Einlagen?? Alles in allem kostete
der ganze Spass und die ganze Warterei 50 Franken, was
sehr viel Geld hier ist.
An dieser Stelle
möchte ich mich für die zahlreichen Sponsoren bedanken.
All die mitgebrachten Sachen haben den Weg zu den
leuchtenden Kinderaugen und den Angestellten gefunden
oder sind auf dem Weg dazu (tomorrow ist Schoggiday).
Infos zum Kinderheim findet ihr auf www.maishamema.org.
Das Leben im Clubhouse von Soweto
Am Montag waren
wir im Clubhouse im Slum von Soweto in Nairobi. Maisha
Mema unterstützt dort 250 Kinder und deren Familien.
Durch dieses Programm können die Kinder zur Schule,
erhalten mehrmals wöchentlich eine warme Mahlzeit,
medizinische Versorgung, Unterhaltungsprogramm und
vieles mehr. Das Clubhouse ist eine Oase mitten in der
trostlosen, grauen Slumwüste. Nach der Schule können die
Kinder ins Clubhouse. Hier am Äquator geht die Sonne
schnell unter und um 18.30 Uhr ist es bereits finster.
Deshalb ist das Clubhouse für viele Schüler der einzige
Ort, um noch mit elektrischem Licht ihre Hausaufgaben
fertig zu machen.
Die Morning
Children im Clubhouse sind diejenigen Kinder, die neu im
Programm sind und welche überfordert wären, wenn sie von
einem Tag auf den anderen in die öffentliche Schule
geschickt werden würden. Für die Eltern ist es nicht
selbstverständlich ihre Kinder regelmässig zur Schule zu
schicken. Für die Kinder ist es ebenso nicht
selbstverständlich ausserhalb von zu Hause eine Toilette
aufzusuchen und nicht auf dem Schulkorridor ihr Geschäft
zu verrichten (ist scheinbar alles schon vorgekommen).
Für die Morning Children ist der morgendliche Unterricht
ein Art Sozialisierungsjahr und eine erste Eingliederung
in einen geregelten Alltag. Mit den Kids haben wir
gebastelt und Ketten aus Holzperlen aufgezogen. Ganz
stolz haben sie ihre bunten Ketten im Slum präsentiert.
Die Perlen brachten viel Farbe in den Slum (es ist
wirklich eine graue und triste Welt!).
Am Nachmittag
haben wir unter anderem das fast fertige Clubhouse No 2
besichtigt, welches bald eröffnet wird. Es wird dort
neben der eigenen Küche, den modernsten Toilettenanlagen
im ganzen Slum und diversen Schulzimmern, eine
Bibliothek geben. Einerseits dient die Bibliothek die
(noch) nicht existierende Lesekultur zu fördern, aber
auch die Bildung zum Beispiel an die Mütter der
HIV-Selbsthilfe-Gruppe ein Stückchen näher zu bringen.
Falls ihr auch ein zwei Bücher mit einem finanziellen
„Zustupf“ sponsern möchtet, findet ihr alle
Informationen auf der Website www.maishamema.org.
Am Abend war ich
müde, schmutzig und klebrig aber überglücklich nach
Hause gekommen. Mir ist es sehr wohl bewusst, dass ich
Afrika nicht retten kann. Aber ich habe an diesem Tag
einiges Lächeln auf die Gesichter der Kinder gezaubert.
Freude hilft, für einige Minuten die unvorstellbar
grossen Probleme und Sorgen zu vergessen.
Ein Erlebnis
im Clubhouse
Bis jetzt habe
ich immer nur Positives erzählt. Der letzte Donnerstag
hingegen, möchte ich nicht wieder durchmachen. Im
Clubhouse, im Soweto Slum fand unter den Mitarbeiter ein
Meeting statt. Mam und ich bekamen den Auftrag, die 30
Morning Children eine Stunde zu beschäftigen. Nach dem
letzten Mal sollte das nicht so eine Sache sein, vor
allem, weil es ja nur eine Stunde dauern wird. Weit
gefehlt. Wir teilten die „Tschuppele“ Kinder in zwei
Gruppen auf, die einen haben gebastelt und gemalt und
die anderen haben Spiele gespielt. Vom Zimmer nebenan
hörte ich nach einer halben Stunde einen riesen Radau.
Auch meine Kinder wurden unruhig. Umdisponieren half
irgendwie nicht mehr. Am Schluss artete es in ein riesen
Chaos aus. Kinder liefen aus dem Zimmer oder "schnagten"
wie Babys auf dem Boden herum. Andere begannen die
Filzstifte zu kauen und Gummitiere zu klauen. Hinter
meinem Rücken wurde "gschleglet" und als ich den Streit
schlichtete, war in einer anderen Ecke bereits ein
anderes Kind am Weinen. Nicht einmal ein einfaches Spiel
konnten wir erklären, so laut war es (Tinitus lässt
grüssen). Das Problem war, dass die Kids kaum Englisch
verstanden, ausserdem kommen sie aus einem Umfeld, wo
Gewalt und Aggressivität an der Tagesordnung ist.
Erwähnt werden sollte auch, dass das ganze Tohuwabohu
fünf Stunden dauerte. Irgendwann mal machte ich eine
Pause und liess es einfach über mich Geschehen. Wenn ich
noch das Klassenzimmer hätte aufräumen müssen, mich
hätten sie ebenfalls auf dem Müllhaufen deponieren
können.
Der Besuch
von Präsident Obama in Nairobi
Heute fuhren wir
mit dem Maisha-Mema-Bus und den 35 Kindern etwas früher
los, damit wir rechtzeitig in Nairobi um 8 Uhr in der
Church ankamen. Die Stadt war nicht wieder zu erkennen
(sauber, Strassenbemalung, ruhig, wenig Verkehr etc.).
Denn Mr. Obama war in Town. Nach der Church hat sich ein
College-Girl von Maisha Mema bereit erklärt, uns Nairobi
schmackhaft zu machen. Leider war die Stadtführung mehr
ein Flop, denn so ausgestorben war die Stadt noch nie.
Kein „Knochen“ war auf den Strassen zu sehen, nur
unzählige herumhangende Sicherheitskräfte mit
Sturmgewehren und einige Helikopter und Kampfjets über
unseren Köpfen. Vermutlich mied jeder das Stadtzentrum,
aus Furcht vor Terroranschlägen. Weil alle Läden und
Restaurants geschlossen waren und der Zugang zum Tower
(ja, Nairobi ist im Fall moderner als Bern und Zürich)
für uns Touristen auch verwehrt wurde, schlenderten wir
quer durch die Stadt zum Matatu Bahnhof. Matatus sind
die nicht mehr ganz strassentauglichen, öffentlichen
Kleinbusse mit ca. 13 Sitzen und Platz für 22
(mindestens, be creative!). Dort stiegen wir in ein
leeres Matatu, dann mussten wir warten, bis sich
mindestens 15 andere Leute zu uns gesellten. Die
Warterei hatte nach 45 Minuten ein Ende und 90 Minuten
später waren wir zu Hause in Tigioni. Laleni Salama -
Schlaft gut!
Das Leben in
Tigoni
Am Samstag war
Full House. Eine Gruppe Unistudenten haben uns besucht.
Die Studenten trugen Säcke um Säcke aus zwei Bussen.
Hier in Kenia ist es üblich, dass der Besucher als
Gastgeschenk Lebensmittel bringt, wie Ugali, Mehl und
Zucker. Aber sie brachten auch viele Spielsachen und
Süssigkeiten. Die Studis haben rund um das Haus und in
der Küche tatkräftig angepackt. In nur einer Stunde
haben wir fast für hundert Leute gekocht und gebacken
(Kenianer können auch speditiv sein, wenn sie wollen,
aber grundsätzlich gilt schon easy-going). Die Studenten
hielten Reden und ermutigten die Kinder. Als es um
Visionen und Träume ging, hat ein Junge sofort die Hand
hochgehalten und erklärt, dass er gerne Präsident von
Kenia werden möchte. Und ich sage euch etwas, ich kenne
keinen so weisen Jungen in diesem Alter. Nicht wegen
seinem aussergewöhnlichen Berufswunsch, nein, er ist
einer der kleinsten, steht oft am Samstagabend beim
Fellowship vor die ganze Familie und erzählt eine
moralische Geschichte, keiner betet in der Kirche vor
mehreren hundert Leuten so inbrünstig wie er. Am
liebsten würde ich ihn mit nach Hause nehmen, denn von
diesem kleinen Jungen könnten wir so viel lernen.
Am Dienstag
begleitete ich die kleinsten Kinder um 7 Uhr zur Schule.
Der Schulweg ist zwar nur einen Kilometer, aber nicht
ganz ungefährlich. Dreimal rasten Autos in vollem
"Garacho" mit kaum einen Meter Abstand an den Kindern
und mir vorbei. Wir konnten jeweils nur noch einen
„Gump“ nehmen, obwohl wir schon abseits der Strasse
liefen. In der Schule haben sich alle 1200 Kinder stramm
in Reihen aufgestellt, es wurde aus der Bibel
vorgelesen, gebetet und dann die Nationalhymne gesungen.
Mit einer norwegischen Familie habe ich mit einer Klasse
von nur 45 Kindern Stadt, Land, Fluss gespielt. Nach
einer langen Pause konnten die wissensgierigen Schüler
uns über die Schweiz und Norwegen ausquetschen. Von
Fragen über die Schuluniform, zum gefährlichsten Tier in
der Schweiz oder über die Schokoladenfabriken wollten
die Sprösslinge alles wissen. Der Morgen ging wie im
Flug vorbei und wir hatten Unmengen Spass.
Pole
(entschuldigung) noch für die Verspätung, aber vor
lauter Programm und Arbeiten komme ich fast nicht zum
Schreiben. Auch brauche ich hier ungeheuerlich viel
Schlaf, vielleicht ist es die Kälte. Ich schlafe
mittlerweile mit zwei paar „Pischihosen“ und „Chappe“.
Mehr zum ganzen Kleider- und Waschprozedere und über die
herrlichen Gerichte aus Mais, Bohnen und Ugali ein
andermal.
Besuch auf
dem Land
Am Sonntag fuhr
ich zur Familie der Hausmutter aufs Land nach Nyeri (ca.
5 h). Die Hausmutter kam nicht mit, dafür waren wir
sonst eine „Tschuppele“ inkl. eines Babys und ein Junge.
Neben den zwei Matatufahrten, quetschten wir uns auch
zweimal alle 9 in ein PW, die Koffer auf dem Dach. Das
Landstück der Familie ist Mitten in der „Pampa“ draussen
und die vier Hütten erinnern mich an den Ballenberg (nur
der Strom, der TV, die Stereoanlage und Spaghetti zum
„Zmittag“ waren Hinweise aufs jetzige Jahrhundert). Das
Hühnerhaus, welches mein Grossvater für uns Grosskinder
zum Spielen gebaut hat, macht einen solideren Eindruck,
als diese vier Hütten. Uns begrüsste der Nebel, Kälte
und Matsch. Und ich als „Obertschauppi“ war innert
kürzester Zeit voller Dreck. Und als die Nichte der
Hausmutter auch noch verkündete, dass wir nicht nur eine
Nacht bleiben, sondern gleich zwei vielleicht auch drei,
musste ich kreativ mit den Kleidern umgehen. Das Bett
musste ich mit niemand teilen, obwohl ich noch gewarnt
wurde. Die zwei Nächte waren kalt, aber mit 5 Wolldecken
schützte ich mich vor dem Wind, der durch die Ritzen der
Holzbalken über meine Nase pfiff. Am nächsten Tag schien
zum Glück die Sonne (nach einer Woche!) und der
matschige Boden trocknete endlich auch, nicht so am
dritten Tag, hello Matsch again. Die drei Tage waren
erholsam, obwohl das Leben auf dem Land umständlicher
ist (ausser das "Plumbsklo", das muss man anscheinend
nicht reinigen).
Das Essen in
Afrika
Gekocht und
gebacken wird grundsätzlich auf dem Feuer. Das eine
schmeckt mir besser, das eine gar nicht. Es gibt kaum
einen Tag, an dem es nicht Bohnen, Mais und Erbsli gibt,
und wenn keine Bohnen gekocht werden, dann gibt es der
„Maisgetreidechleister“ namens Ugali mit Chabis und
Spinat, eine hervorragende Kombination, um bei mir
regelmässig einen Brechreiz hervorzurufen. Reis könnte
ich jeden Tag essen, auch, wenn er meistens fad ist, ist
es eine sichere Variante und so ist der Reis auch mit
Bohnen völlig ok. Chapati (Fladenbrot), Guaccamole,
Samosas und Chai liebe ich und jeden Freitag gibt es das
köstlichste aller Gerichte, nämlich Pilaw (Pilaw oder
auch Palau ist ein ursprünglich
orientalisches Reisgericht. Es wird
traditionell aus langkörnigem Reis, Zwiebeln, Brühe
sowie eventuell Fleisch, Fisch oder Gemüse zubereitet).
Auch das Früchtespektrum bringt mich regelmässig ins
Schwärmen. Dafür streike ich beim Zmorge, wenn es
Porridge oder Süsskartoffeln gibt. Die kenianische Küche
hat viele indische Einflüsse, das kommt von der
Kolonialzeit her und vom Handelspartner Indien. Ich
freue mich riesig auf Lasagne, Käse, (frisches) Brot und
Salat (vielleicht auch wieder ein Steak) in der Schweiz.
Ps. Ich glaube
ich habe den dankbarsten Job der Welt!
Carina Löffel,
2013
Ein halbes Jahr in Maisha Mema (Juni 2013 –
Dezember 2013)
Ein halbes Jahr in Maisha Mema (August
2010 – Februar 2011)
Aufgeweckte Kinder, liebevolle Hausmütter, eine
Metzgerei (Holzhütte) direkt vor dem Tor, ein Wächter
mit seinem Holzstock und das Loch in der Wand (kleiner
Shop für alles) waren im letzten halben Jahr meine
tägliche Umgebung.
Als ich im August nach Kenia kam, war alles neu für
mich. An die Dusche mit einem Plastikeimer und Becher
musste ich mich zuerst einmal gewöhnen. Das kenianische
Essen (Ugali, Bohnen, Chapati, zähes Fleisch…) schmeckte
mir damals noch ziemlich gut und dass Wetter war
erstaunlich frisch. Schmutz, Armut, Verkehr,… waren
beeindruckend und erschütternd zugleich.
Von Tag zu Tag lernte ich Kenia besser kennen und
lieben. Mein Englisch wurde besser und Afrikanischer
:-) und ich lernte sogar einige Worte Kiswahili. Die
Zeit mit den Kinder, war für mich sehr wertvoll. Ich war
erstaunt, wie glücklich und zufrieden diese Kinder trotz
ihrer erschütternden Lebensgeschichten waren.
Es war schön zu sehen, wie normal die Kinder sind. Auch
in Kenia waschen die Kinder nicht gerne ab und spielen
ab und zu Streiche.
Der kenianische Alltag ist sehr vom Glauben geprägt.
Überall kann man Bibelverse und Ermutigungen sehen. In
der Schule gibt es ein Schulfach wo die Kinder schon von
klein an vieles über die Bibel lernen. In der Kirche
feiern sie Gottesdienst mit grosser Freude und
Leidenschaft. Als ich mit einigen Leuten über den
Glauben in der Schweiz redete, waren sie erschüttert und
machten eine für mich sehr eindrückliche Aussage: Die
Europäer haben den Glauben nach Afrika gebracht und ihn
dort gelassen!
Die Menschen in Kenia sind sehr gastfreundlich. Mit der
Einstellung einer mehr oder weniger macht auch keinen
Unterschied, da ist immer ein Teller für einen Gast
übrig. Auch wenn der Verkehr in Kenia überhaupt nicht
stressfrei ist, leben die Menschen sehr gemütlich. Sie
nehmen sich Zeit für das Umfeld und die Familie.
Die Leute sind sehr freundlich und helfen einander
gerne. Beim Kleider waschen von Hand, war ich
mehrere Male sehr dankbar um die Hilfsbereitschaft, da
ich gegen Flecken in den Kleidern einfach chancenlos
war.
In den 6 Monaten in Kenia habe ich viel gelernt. Ich
habe verstanden, dass ich nicht immer 1 Monat im voraus
planen muss und
mir Zeit für andere Menschen aber auch für mich nehmen
kann. Ich lernte, dass viele Menschen auch glücklich
sind, wenn sie nicht so viel haben wie wir in der
Schweiz. Ich durfte eine unglaubliche Gastfreundschaft
erleben und durfte mich als ein Teil der Maisha Mema
Familie fühlen.
Meine Zeit in Kenia, ging mit Renovieren, Unterrichten,
Briefe markieren, Spielen, Kochen, Sonne geniessen und
vielen neuen Eindrücken viel zu schnell vorbei. Ich
bedanke mich bei allen sehr herzlich für die wunderbare
Zeit.
Bettina Jorns,
November
2009
Bezug zur
Sozialen Arbeit
Maisha Mema ist Kisuaheli und bedeutet: Ein besseres
Leben. So nennt sich das Hilfswerk des Ehe-paars
Marianne Haldimann Mydland, Schweizerin, und Jonny
Mydland, Norweger, in einem von vielen Slums in Nairobi,
der Hauptstadt Kenias. Von Anfangs August bis Ende
Oktober 2009 durfte ich beim „Maisha Mema Child
Sponsorship Program" als Praktikantin drei Monate
verbringen.
Ich hatte mich entschieden, das Vorpraktikum für die
Aufnahme an der Fachhochschule für Soziale Arbeit in
Afrika zu absolvieren, da ich mich einerseits sehr für
Entwicklungsarbeit interessiere und ich andererseits
durch meine bisherige Berufstätigkeit bereits einen
guten Einblick in die Soziale Arbeit in der Schweiz
erhalten habe.
Die Arbeitslosenquote Kenias liegt bei rund 30%.
Dementsprechend viele Einwohner leben unter der
Armutsgrenze. Durch den Umzug vom Land in grössere
Städte Kenias erhoffen sich viele eine Arbeits-stelle.
Meistens finden diese Neuzuzüger in den Städten keine
Arbeit oder nur einen kleinen Neben-verdienst, bei dem
sie unter unzumutbaren Arbeitsbedingungen kaum genug
verdienen, um für den Lebensunterhalt aufkommen zu
können. So kommt es, dass die Slums rund um Nairobi
rasant anwach-sen. Gemäss Amnesty International leben
zurzeit etwa 2 Millionen Menschen in den Slums von
Nai-robi. Die Bevölkerung Kenias ist seit dem Jahr 2000
um 10 Millionen auf rund 40 Millionen Einwohner
gewachsen und zählt somit weltweit zu den Ländern mit
dem grössten Bevölkerungswachstum.
Die Einwohner Kenias sind mit 50%, welche unter
18-jährig sind, ein sehr junges Volk. Grund dafür sind
unter anderem der schnelle Bevölkerungswachstum und
besonders HIV/AIDS, Malaria, Krebs und wei-tere
Krankheiten, welche durch Geld für Prävention oder
medizinische Versorgung verhindert oder behandelt werden
könnten. Durch die grosse Armut und die mangelhafte
Infrastruktur in den Slums sind viele Eltern nicht in
der Lage, für genügend Nahrung, Medizin und Schulbildung
ihrer Kinder auf-zukommen. Obwohl gemäss der
kenianischen Verfassung die 8-jährige Grundschule
obligatorisch und für alle Kinder zugänglich ist, können
sich Viele simple Dinge, wie Schreibzeug und
Schuluniformen nicht leisten. Kinder, welche nicht zur
Schule gehen, müssen meist ihren Eltern bei schwerer
Arbeit helfen oder treiben sich ohne sinnvolle
Beschäftigung auf den Strassen herum und werden nicht
selten drogensüchtig oder kriminell.
Das Hilfswerk Maisha Mema hat in Soweto, einem der
kleineren Slums Nairobis, ein Klubhaus errich-tet. Dort
werden vormittags sechzehn Slumkinder, welche sich im
Alter von 6- bis 7-jährig befinden, in vier
verschiedenen Klassen auf die Einschulung vorbeireitet.
Den Kindern wird das Lesen und Schreiben (Voraussetzung
für den Schuleintritt) beigebracht. Nachmittags
schliessen sich die Erst- bis Drittklässler den
Morgenklassen an und erledigen Hausaufgaben oder
beteiligen sich am Unterricht. Am späteren Nachmittag,
wenn die kleineren Kinder nach Hause gehen, kommen die
Schüler der 4. bis 8. Klasse ins Klubhaus, um
Schularbeiten zu machen und zu lernen. Jugendliche,
welche die Grundschule beendet haben, besuchen die „Secondary
School", zu vergleichen mit dem Gymnasium, und das
„College", eine Art Hochschule. Die Meisten absolvieren
diese Ausbildungen an sogenannten „Boarding Schools", wo
die Schüler wohnen und nur während den Schulferien nach
Hause fahren.
Einige Kinder, welche halb oder ganz verwaist sind
oder in besonders armen und kriminellen Verhält-nissen
lebten, wurden von Jonny und Marianne Haldimann Mydland
in ihr Kinderheim aufgenommen. Das Heim, welches ein
Teil des Hilfswerkes ist, wird von den beiden mit
Unterstützung von zwei kenia-2
Bezug zur Sozialen Arbeit
nischen Hausmüttern sehr familiär geführt. Maisha
Mema möchte, dass die momentan 26 Kinder und Jugendliche
(Anzahl ändert sich laufend), welche sich im Alter
zwischen 5 und 22 Jahren befinden, wichtige Werte, wie
Sicherheit, Fürsorge und Erziehung kennen lernen. Den
meisten waren Geborgen-heit, Aufmerksamkeit,
regelmässige Mahlzeiten, eigene Kleidung und das
familiäre Zusammenleben fremd.
Maisha Mema sorgt dafür, dass die insgesamt rund 170
Kinder und Jugendliche des Klubhauses und die 26 Kinder
und Jugendliche aus dem Heim regelmässig zur Schule
gehen, bezahlt sämtliche Kosten für Schulbücher,
Uniformen, etc. und kommt für Gesundheitskosten und die
Verpflegung der Kinder auf. Das Ziel der Organisation
ist es, den Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen
und sie durch sinnvolle Beschäftigungen von Gefahren,
wie Kriminalität, Drogensucht und Prostitution fern zu
halten.
Für Marianne und Jonny Haldimann Mydland, die
Sozialarbeiterin und die Lehrkräfte ist der Kontakt zu
den Eltern der unterstützten Kinder sehr wichtig. Aus
diesem Grund findet etwa alle drei Wochen ein
sogenanntes „Parentsmeeting" statt, wo aktuelle Themen,
welche die Kinder betreffen, aber auch Probleme
Erwachsener, wie HIV/AIDS angesprochen werden.
Die Vorgabe für mein 3-monatiges Praktikum bei Maisha
Mema war, tagsüber im Klubhaus, welches sich mitten im
Soweto-Slum befindet, als Mitarbeiterin die Lehrkräfte
in ihrer Arbeit zu unterstützen. Zudem durfte ich
Florence Kibicho, die Sozialarbeiterin des Hilfswerks,
auf einigen Hausbesuchen bei Eltern der unterstützten
Kinder begleiten.
Abends beteiligte ich mich dann am Familienleben im
Kinderheim, welches sich in Doonholm, einem Stadtteil
der sehr kleinen Mittelklasse Nairobis, befindet und wo
auch Jonny und Marianne Haldimann Mydland wohnen. Dort
verbrachte ich viel Zeit beim Geschichten erzählen,
Basteln, Spielen, Singen, Tanzen und half den Jüngeren
beim Erledigen von Hausaufgaben.
Zu Beginn meiner Tätigkeit im Klubhaus wurde ich als
Assistentin in den verschiedenen Klassen einge-setzt. So
konnte ich beobachten, in welcher Form die Kinder auf
die Einschulung vorbereitet wurden und die einheimischen
Lehrkräfte den Unterricht gestalten. Die kenianische
Unterrichtsform unter-scheidet sich etwas von derjenigen
in den meisten europäischen Staaten. Beispielsweise
verfügt nur der Lehrer über Schulbücher in verschiedenen
Fächern. So bleibt der Lehrkraft nichts anderes übrig
als sämtliche Aufgaben und Übungen an die Wandtafel zu
schreiben und zu zeichnen. Dies war anfänglich sehr
gewöhnungsbedürftig. Auch anders – und das nicht nur in
der Schule – war das einhalten von Zeiten. Sehr oft
verzögerte sich der Unterrichtsbeginn um einige Minuten.
Doch auch daran gewöhnte ich mich nach einiger Zeit und
berechnete die Verspätung anderer bereits in die
Unterrichtsplanung mit ein.
Nach kurzer Zeit konnte ich einzelne Lektionen
alleine leiten. Später durfte ich gemeinsam mit einem
einheimischen Praktikanten eine eigene Klasse mit vier
Mädchen übernehmen. Ich unterrichtete sie und auch die
Klassen am Nachmittag in den Fächern Englisch,
Mathematik, Naturwissenschaften, Zeichnen/Gestalten und
„Social Studies", bei dem den Kindern Verhaltensweisen
an Orten, wie in der Familie, der Schule oder auf dem
Schulweg, beigebracht werden.
Anfangs war die Kommunikation mit den jüngsten
Schülern, welche noch kaum Englisch sprachen und sich zu
Hause in Kisuaheli oder in einer der 52 Stammessprachen
unterhielten, etwas schwer. Doch die kleinen
Kenianerinnen und Kenianer eigneten sich sehr schnell
neue Wörter in Englisch an und brach-ten mir einige
Ausdrücke in Kisuaheli bei, dass wir uns rasch besser
verständigen konnten. 3
Bezug zur
Sozialen Arbeit
Ich bemühte mich, den Schulunterricht durch diverse (meist
selber erfundene) Spiele und Bastelak-tivitäten
aufzulockern. Die Kinder mochten das Lernen auf
spielerische Art oder in Form von Kreativität sehr und
beteiligten sich mit grossem Einsatz am Unterricht.
Ebenfalls zu begeistern waren die Kinder mit Musik und
rhythmischen Übungen. Nur zu gerne bewegten sich die
kleinen und gelenkigen Körper im Takt. In der letzten
Lektion von 16.00 bis 17.00 Uhr brachte ich den Kindern
oft aus der neuen Bib-liothek des Klubhauses
altersgerechte Bücher, von denen sie sich eines
aussuchen und lesen durften. Manchmal verbrachten wir
diese letzte Lektion auch mit Spielen auf dem
Pausenplatz. Am meisten mochten die Kinder Hüpf- und
Fangenspiele.
Nach einem Monat bat mich ein Lehrer, zwei
Nachmittage die Woche seine beiden Schüler zu
unter-richten. Die 10-jährigen Jungen, George und
Martin, leiden unter einer Lernschwäche und wurden von
der öffentlichen Schule aufgrund negativ auffallendem
Verhalten verwiesen. Sehr gerne übernahm ich diese
Aufgabe. Anfangs waren die beiden sehr unkonzentriert,
beteiligten sich nicht am Unterricht und verliessen ohne
Erlaubnis das Klassenzimmer. Ich versuchte den George
und Martin durch Geduld-spiele, ruhiges Verhalten und
Sorgfalt beizubringen, liess ihnen aber bei Tätigkeiten,
wie Malen freien Lauf. Auf spielerische Weise brachte
ich den beiden, Dinge, wie Farben, Körperteile,
geometrische Formen, etc. Durch die abwechslungsreiche
Gestaltung des Unterrichts erreichte ich aber die
Aufmerk-samkeit der Jungen und mit der Zeit entwickelte
sich Vertrauen und Freundschaft zwischen uns.
Mit der Sozialarbeiterin des Kinderhilfswerks
besuchte ich einige Zuhause unserer Schüler. Die Besuche
waren meist von sehr kurzer Dauer, ermöglichten mir aber
zu sehen, wie unvorstellbar eng in einem Slum gewohnt
wird. Zudem hatte ich die Möglichkeit, mich mit Müttern
(ein Vater war leider nie anzu-treffen) über ihre
Situation zu unterhalten. Die meisten waren
alleinerziehend und hatten keine Arbeit. Die Begegnung
mit diesen Frauen, welche zwar meist etwas schüchtern,
jedoch immer sehr freundlich waren, genoss ich sehr.
Zu Beginn des Praktikums als Assistentin/Lehrkraft im
Klubhaus war ich abends unglaublich müde und erschöpft
von all den neuen Eindrücken. Zudem beschäftigten mich
die teils enorm traurigen Geschich-ten der Kinder in der
Schule, aber auch derer im Kinderheim. Viele haben
bereits einen Elternteil verlo-ren und erlebten teils
gar den Tod der Mutter / des Vaters mit oder haben ihren
Vater nie gekannt. Ebenso viele haben HIV-infizierte
oder Aids-kranke Eltern, lebten eine Zeit lang auf der
Strasse oder wurden Opfer sexuellen Missbrauchs oder
anderer Gewalttaten. Solche Erlebnisse und Geschichten
stimmten mich anfänglich sehr traurig, gaben mir aber
später die Motivation, mich für eine gute Schulbildung
und abwechslungsreiche Schultage der Kinder einzusetzen.
Ich realisierte, dass gerade für diese Kinder das
Streben nach einer guten Ausbildung sehr wichtig ist, um
sich eine bessere Zukunft ermöglichen zu können. Mir
wurde immer mehr bewusst, dass Bemitleidung Betroffenen
nicht hilft, Motivation und Mithilfe hingegen zum Ziel
führen.
Durch meine Zeit in Nairobi und der Begegnung mit den
verschiedensten Menschen, wurde ich mir bewusst, wie
unwichtig Materielles sein kann, wenn Faktoren, wie
Gesundheit, Sicherheit und Bildung nicht gewährleistet
sind. Die Organisation Maisha Mema konzentriert sich bei
ihrer Arbeit besonders auf die Hilfe zur Ausbildung von
Kindern, stillt aber nebenbei – soweit als möglich –
auch die Bedürf-nisse nach Gesundheit und Sicherheit.
Bevor ein Kind in das Programm im Klubhaus oder
Kinderheim aufgenommen wird, klären die Sozialarbeiterin
und Marianne Haldimann die genaue Familiensituation und
den Gesundheitszustand des Kindes ab. Aufgenommen werden
nur Kinder, welche tatsächlich aus hilfebedürftigen
Verhältnissen kommen. 4
Bezug zur
Sozialen Arbeit
Das Hilfswerk hat sich seit seiner Gründung vor rund
10 Jahren einen sehr guten Ruf verschafft und ist weit
über das Soweto-Slum hinaus bekannt. In Soweto selber
wäre Maisha Mema nicht mehr wegzu-denken. Viele
Slumbewohner erhoffen sich für ihre Kinder eine bessere
Zukunft und die Nachfrage an Plätzen im
Ausbildungsprogramm ist so gross, dass aufgrund
Platzmangels Anfragen abgewiesen wer-den müssen. Maisha
Mema, dass sich ausschliesslich durch
Kinderpatenschaften und Spenden finan-ziert, ist daran
das Hilfswerk zu erweitern, damit künftig noch mehr
Kinder und Jugendliche eine Aus-bildung geniessen dürfen.
Aus meiner Sicht erfüllt Maisha Mema eine der
wichtigsten Aufgaben in einem Entwicklungsland: Das
Angebot von Schulbildung. Die Organisation geht bei
ihrer Tätigkeit sehr nachhaltig vor, da die Kinder und
Jugendlichen nicht nur zur Schule geschickt werden,
sondern gesundheitlich und psychisch durch die
Sozialarbeiterin, die Lehrkräfte und externe
Fachpersonen, wie Ärzte, betreut werden.
Die sechs Lehrkräfte und die Sozialarbeiterin sind
sehr kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und
sind für die Schüler wichtige Bezugspersonen, da diese
zu Hause oftmals nicht genügend Aufmerk-samkeit erhalten.
Gut aufgebaut ist auch die Abklärungsarbeit bevor ein
Kind überhaupt in das Ausbil-dungsprogramm aufgenommen
wird. So kann sich das Kinderhilfswerk grösstenteils vor
Betrug und Missbrauch schützen und die Unterstützung
denjenigen gewährleisten, welche diese auch benötigen.
Durch das Praktikum bei Meisha Mema habe ich sehr
viel Wertvolles für meine künftige Berufstätig-keit,
aber auch mein Leben gelernt. Im Klubhaus war ich bis
zur Ankunft zwei weiterer Praktikantinnen während zwei
Monaten die einzige Ausländerin und somit auch die
einzige Weisse. Zum ersten mal lernte ich das Gefühl
kennen, sich von allen um sich herum deutlich zu
unterscheiden und ständig be-trachtet zu werden. Durch
dieses Erlebnis kann ich nun sehr gut nachvollziehen,
wie sich Menschen anderer Kulturen in meiner Heimat
fühlen. Von grosser Wichtigkeit ist, dem Gegenüber
unabhängig von seinem Aussehen und seiner Herkunft mit
Respekt zu begegnen und die Meinung des anderen ernst zu
nehmen. Das Zeigen von Verständnis und
Kompromissbereitschaft erleichtern die Zusammen-arbeit
mit anderen ungemein.
Ich habe erfahren, wie man durch Geduld und
Innovation Kinder für unglaublich vieles begeistern kann.
Wichtig dabei ist, ihnen genügend Zeit zu lassen und
ihnen Vertrauen zu zeigen. Kinder brauchen sehr viel
Aufmerksamkeit und Zuneigung. Viele von ihnen reagieren
negativ auf Unterdrucksetzung oder Überforderung und
sind sehr sensibel.
Die wichtigste Erkenntnis aus meiner Praktikumszeit
ist, dass ich niemals in der Lage sein werde, allen
Menschen in einer schweren Lebenssituation helfen zu
können. Ich bin mir bewusst geworden, dass ich immer
wieder Menschen begegnen werde, denen ich keine Hilfe
anbieten kann. Solange ich aber dort helfe, wo ich die
Möglichkeit dazu habe, kann ich einzelnen Menschen zu
einer Verbesserung beitragen und ich bin der Meinung,
dass jedes Menschenleben dies wert ist.
Die Kinder, Lehrkräfte, Praktikanten, Leiter und
übrige Mitarbeiter von Maisha Mema habe ich sehr in mein
Herz geschlossen und es haben sich wunderbare
Freundschaften ergeben, welche ich auf jeden Fall
pflegen werde.
Informationen zum Kinderhilfswerk unter
www.maishamema.org
Mathias
Tödtli, ende
2001
Matthias Tödtli verbrachte Ende 2001, zwei Monate bei uns.
Er lässt uns an seinen Eindrücken teilhaben.
Polo
Hofer hat einen Song ("Hopp Schwiiz"), wo einige
Textpassagen lauten: "Im Land vo Chäs u Brot u Anke,
söu kene säge, es pass ihm nid. Lue doch nume all
die Banke, die giits ou nid wäge nüt. Hie isches
suber hie tuet me schaffe..."
Seit
einer Woche bin ich nun schon hier in Nairobi (Kenia) bei
Marianne und Jonny. Und was der Herr Hofer so über die
gute alte Schweiz singt, stimmt. Das ist mir hier wieder mal
so richtig bewusst geworden. Gerne lasse ich Euch teilhaben
an meinen ersten Eindrücken während meinen ersten
Tagen hier.
Am
Flughafen von Nairobi werde ich von Marianne und Jonny und
ihrem Taxifahrer abgeholt. Das Taxi (Windschutzscheibe kaputt,
verbeult) bringt uns auf asphaltierten und weniger asphaltierten
(ist eher die Mehrzahl) Strassen weg von der City ins Quartier
"Doonholm". Unterwegs steigt der Fahrer aus, um
das rechte Vorderrad wieder ein wenig anzuschrauben. Besser
jetzt als bevor etwas passiert, oder? Wir kommen gut am Zielort
an, dem Zuhause von Marianne und Jonny und ihrer Grossfamilie,
und werden vom Nachtwächter (bewaffnet mit Pfeil und
Bogen) begrüsst. Ich kann mein Zimmer beziehen und schlafe
erst mal aus. Die ersten 2 Tage verbringe ich mit Akklimatisieren,
Kennenlernen der 24 Kinder (es sehen nicht alle gleich aus!),
die hier leben und meiner ersten Fahrt mit einem "matatu".
Das ist ein Vielpersonentaxi, wo jemand, der Platzangst hat,
es schwer hat. Hier dauert alles ein wenig länger als
normal, als Beispiel sei die tägliche Dusche (ein Kübel
kaltes Wasser) erwähnt. Hast Du diese Erfahrung auch
schon gemacht? Eine Hand hält die abgeschnittene Pet-Flasche
als Wasserschöpfgerät, mit der anderen Hand ist
Einseifen angesagt. Liebe Freunde in der CH, freuet Euch an
Eurer täglichen Dusche!
Am
Dienstag bin ich schliesslich in die Soweto-Slums mitgegangen.
Dort betreibt MASEMI ein Clubhaus (besser gesagt Hütte),
eine Art Begegnungszentrum, wo die Kinder spielen, singen,
auf den Schulunterricht vorbereitet werden usw. Denn nur wer
Geld hat, kann seinen Kindern eine Schulbildung ermöglichen.
Plötzlich war ich der Lehrer in Mathematik und Englisch.
Tja, so schnell kann ein Karrieresprung (oder aber -Rückschritt...?)
gehen. Da im Moment die Regenzeit ist, regnet es logischerweise
recht häufig. Und das heisst dann, durch Abfall, Schlamm
und Abwasser zu waten (die Schuhe und Hosen sehen nachher
auch dementsprechend aus). Diese ärmlichen Wohnverhältnisse
haben mich beeindruckt. Und vor allem, die Kinder schenken
mir trotz ihrer misslichen Lage ein Lachen. Sie sind dankbar,
dass sie etwas lernen können. Sie berühren immer
wieder meine weissen Unterarme. Sie sind lernwillig. Sie sind
aber auch sehr lebendig und singen gerne. Und es hätte
noch viel mehr Kinder, die erreicht werden könnten- vielleicht
mit Deiner Unterstützung?